Max Mustermensch
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Als Autist:in wurde ich bei einer Veranstaltung in diesem Projekt massiv diskriminiert, doch die Betreiber:innen sind nicht bereit ihr Verhalten angemessen zu reflektieren.
Beim Betreten eines Punkkonzerts hieß es am 12.4.: „Du bist hier unerwünscht, verschwinde“, eine Begründung wurde mir verweigert. Als autistischer Mensch erfülle ich einige der Kriterien, die für die gesellschaftliche Definition der diskriminierenden Kategorie „geistig behindert“ verwendet werden. Ich erlebe vergleichbares diskriminierendes Ausschließen nicht zum ersten Mal einschließlich des Verzichts auf eine sachliche Begründung.
Das Weglassen einer Rechtfertigung impliziert, dass der Ausschluss von "so jemand" selbstverständlich ist und keiner weiteren Erklärung bedarf. Wenn allen klar ist, dass "so eine:r" hier "nichts zu suchen hat", dann muss sich niemensch für einen Rauswurf rechtfertigen und es wird auf die Begründung verzichtet. Stattdessen impliziert dies die unauagesprochene Forderung an uns eigenverantwortlich nachzuweisen, dass wir trotzdem irgendwie "gut genug" sind oder in der Lage wären uns "zusammenzureißen", wobei diese letztgenannte Forderung bedeutet, dass wir unsere "behinderten" Eigenschaften verstecken sollen, weil ihr euch belästigt fühlen könntet, sobald die sichtbar sind.
Beim Schuldenberg hatte ich diese diskriminierende Herangehensweise nicht erwartet. Denn schließlich behauptet dieses Projekt offiziell, jede Diskriminierungsform zu bekämpfen - und nicht sie selbst zu praktizieren.
Ich schrieb umgehend dem Trägerverein des Projekts an. Denn dieses massiv diskriminierende Verhalten rief bei mir einen richtig heftigen autistischen Overload und anschließend einen stundenlangen Shutdown hervor. Statt des erwarteten schönen Konzerts wurde ich psychisch massiv geschädigt.
Leider war ich bisher keine offizielle Antwort wert, trotz dieser krassen psychischen Verletzungen, welche der Schuldenberg zu verantworten hat. Auch dies gehört zu dem diskriminierenden Verhalten unserer Gesellschaft, dass „so eine:r“ nicht ernstgenommen und erwartet wird, dass wir selbst schwerste Verletzungen einfach so hinnehmen. Dahinter steht ein ableistisches Grundverständnis, welches diskriminierendes und verletztendes Verhalten gegenüber "solchen" als völlig normal betrachtet. Diese Ignoranz des Projekts Schuldenberg verstärkt den diskriminierenden Charakter massiv.
Die Menschen dort verstecken sich hinter einem Vorwand und benutzen den als Ausrede, wie ich später erfuhr, um für ihr diskriminierendes Verhalten und die dadurch hervorgerufenen Verletzungen keine Verantwortung zu übernehmen. Ich bot an den Vorwand auszuräumen und ihnen bei der Reflektion und Aufarbeitung ihrer Ableismen zu helfen. Doch sie verweigern eine sachliche Auseinandersetzung und sind nicht bereit ihr diskriminierendes Verhalten zu diskutieren. Scheinbar betrachten sie "so eine:n" wie mich nicht als gleichberechtigte:n Diskussionspartner:in.
Vor dem diskriminierenden Erlebnis hatte es mir hier gut gefallen. Andere Menschen sagten mir, diese Diskriminierung war eine einmalige Sache, ich sollte einfach wiederkommen - aber ohne eine Aufarbeitung geht das nicht. Denn ich muss jetzt damit rechnen, dass jemensch anderes auch "so eine:n" nicht dabei haben möchte, weil die Person sich an meinen autistischen Handicaps stört, und dass diese Person mich deshalb ebenso diskriminirend rauskickt - oder vielleicht einfach Bock hat, "so jemand" mal eben richtig krass verletzen zu dürfen, ohne Konsequenzen tragen zu müssen, weil diskriminierendes Verhalten hier akzeptiert wird.
Scheinbar kann hier autistischen Menschen beliebig Schmerzen zugefügt werden und wir werden nicht einmal gehört. Deshalb fühle ich mich als genderqueere:r Autist:in nicht mehr sicher und nicht mehr wohl hier.
Im Punkt Ableismus können selbst Konservative inzwischen progressiver sein als dieses Projekt.
Das hier erfahrene diskriminierende Verhalten habe ich eher von Verteter:innen politisch komplett entgegengesetzter Spektren erwartet und nicht an einem Ort, der sich "antifaschistisch" bezeichnet.